Wie läuft es im Homeoffice? Alles super! Wirklich?

Warum heute nur eine komplexe Führung erfolgreich ist!

Meine Antwort auf die Frage, wie es bei MIR im Homeoffice läuft, lautet tatsächlich „alles super“. Ich schätze seit 19 Jahren die gute Kombination zwischen Arbeiten aus dem heimischen Büro, vor Ort beim Kunden und in meinem Beratung- und Coachingraum ganz in der Nähe.

Meinen Kunden stelle ich seit einem Jahr ebenfalls diese Frage, wie es im Homeoffice läuft, insbesondere den Führungskräften. Die Bilanz dazu fällt bei vielen mittlerweile nicht mehr so positiv aus:

  1. In vielen Organisationen hat sich die 60:40-Regel (40 % Homeoffice) etabliert. Viele Mitarbeitende wünschen sich teilweise mehr Homeoffice und mobiles Arbeiten sowie flexiblere, individuelle Modelle. Diesen unterschiedlichen Wünschen gerecht zu werden, stellt viele Führungskräfte vor eine Herausforderung.
  2. Auch dort, wo es z.B. im Dienstleistungsbereich schlecht möglich ist, Homeoffice einzurichten, werden die Wünsche danach immer lauter. Wird dies nicht ermöglicht, entstehen auf Seiten der Mitarbeitenden Ungerechtigkeiten und damit Unzufriedenheiten, die die Führungskräfte oftmals nicht mehr abfangen können.
  3. Aufgrund der unterschiedlichen Regelungen im Homeoffice sind die Mitarbeitenden kaum noch gleichzeitig im Büro. Gemeinsame Mittagspausen oder Gespräche an der Kaffeemaschine bleiben aus. Die gemeinsamen Besprechungen in großer Runde finden ausschließlich digital statt. Die Verbindung zu den einzelnen Menschen ist nicht mehr so stark wie zuvor.
  4. Aufgrund von 3., verändert sich auch die Teamkultur negativ. Gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen fehlen immer mehr. Auch einfach mal so anzurufen und zu fragen, wie es dem anderen denn geht, fällt eher schwer. Das Homeoffice wird als Hürde wahrgenommen.
  5. Die Einarbeitung neuer Mitarbeitender gestaltet sich schwieriger, weil die Ansprechpartner vor Ort stetig wechseln oder es digital nicht so gut gelingt. Die Bindung ins Team hinein erfolgt langsamer und nicht mehr so intensiv. Viele Führungskräfte erleben diesen Zustand als schwierig.

Deshalb benötigen Führungskräfte heute eine komplexere Führung:

  1. Beziehungsorientierte Führung: individuell, teamorientiert, verbindend, im hohen Maße engagiert, gemeinsame verbindende Kultur.
  2. Befähigende Führung: Verantwortung abgeben und Mitarbeitende beteiligen, Lernkultur fördern/gute Fehlerkultur, Sinn vermitteln.
  3. Hybride Führung: Chancen und Risiken dazu kennen, Technik beherrschen und ausbauen, etablieren einer hybriden Kommunikationskultur.
  4. Selbstführung: Eigene Resilienz aufbauen, seine Stärken und Schwächen kennen. Nicht alles selbst machen wollen, Unterstützung einfordern, hohe Flexibilität im Verhalten.

Die schlechte Nachricht zum Schluss: Das alles kommt zum täglichen Geschäft einer Führungskraft on top und benötigt vor allem eines: Zeit und gute Prioritäten.